Mehr Leistung fürs Motorrad: Motorrad Tuning Kawasaki ZX-10R
Bei diesem Motorrad Tuning – Auftrag ging es darum, mehr Leistung aus der ZX-10R (Baujahr 2011-15) herauszuholen.
Die ZX-10R hatte etwa ein Jahr zuvor einen Getriebeschaden, der natürlich behoben wurde. Aber als ich den Motor jetzt in Vorbereitung auf das Motortuning zerlegt hatte, fielen dort Folgeschäden dieses Getriebeschadens auf. Dadurch wurde das Tuning erstmal verschoben, denn die Schäden waren erheblich.
Die Ausgangslage: Unerwartete Schäden
Die Riefen am Zylinder waren so auffällig, dass ich gezielt nach weiteren Schäden suchte. Offenbar war bei dem alten Schaden ein Stück vom Getriebe abgebrochen und nach vorne geflogen, daher hatten wir es damals nicht gefunden. Und das verursachte dann die Schäden und einen Riss am Kolben. Auf den Bildern sind die Schäden dokumentiert.
Riefen in der Zylinderlaufbahn 
Riss am Kolben
Der Motorblock musste daher neu Nikasil beschichtet werden. Dieses Verfahren macht den Motor extrem widerstandsfähig. Die Beschichtung des Zylinders wird zunächst in einem speziellen Verfahren entfernt, danach wird der Zylinder gereinigt und chemisch behandelt. Im Anschluss wird die neue Nikasil-Beschichtung aufgetragen.
Du kannst diese Leistung gern auch über meine Werkstatt buchen.
Motorradtuning: Kolben bearbeiten
Aufgrund der Schäden mussten natürlich vier neue Kolben her. Die Kolben habe ich ausgewogen und die Oberfläche bearbeitet. Dadurch nehmen die Kolben an der Oberfläche weniger Hitze auf. Um die Oberflächen der Kolben optimal für den Einsatz anzupassen, wurden die Kolben anschließend beschichtet. Die Antihaft-Kolbenbeschichtung vermindert Verschleiß und macht sie damit widerstandsfähiger. Der Motor läuft also besser und ist robuster, wenn wir die Kolben beschichten.
Kolben auswiegen 
Kolben bearbeitet
Damit der Motor besser läuft: Pleuel bearbeiten und Kolbenbolzen beschichten
Auch die Pleuel wurden ausgewogen und bearbeitet. Hier geht es um sehr feine Arbeiten, die umso sorgfältiger ausgeführt werden müssen. Durch das Auswiegen und die Pleuel-Bearbeitung läuft der Motor vibrationsärmer, also insgesamt runder. Eine wichtige Stellschraube beim Motorrad Tuning.
Die Kolbenbolzen wurden DLC-beschichtet, um Reibung und damit Verschleiß sowie Korrosion zu reduzieren. Eine DLC-Beschichtung (englisch diamond-like-carbon, kurz DLC) besteht im Wesentlichen aus dem chemischen Element Kohlenstoff und wird besonders für bewegliche Teile genutzt. Durch die Kohlenstoff-Beschichtung werden die behandelten Teile robuster und ihre Lebensdauer erhöht sich signifikant.
Pleuel auswiegen 
Kolben, Pleuel und Kolbenbolzen bearbeitet
Motorrad Tuning: Zylinderkopf-Bearbeitung
Als ich dann den Zylinderkopf zerlegt hatte, fiel der schlechte Guss auf. Hier gab es keine Schäden, aber die Qualität war mies. Das Problem liegt vermutlich schon in der Produktion; die Serientoleranzen ergeben oft deutliche Unterschiede in der Leistung.
Ich ersetzte den Zylinderkopf also durch einen neuen, der wurde dann bearbeitet. Der Zylinderkopf ist sozusagen das Herzstück des Motors, die Auslegung und Form der Kanäle/Brennräume ist maßgeblich für die spätere Motorleistung verantwortlich. Damit ist die Zylinderkopf-Bearbeitung bei Leistungssteigerungen eine der wichtigsten Aufgaben. Ich mache die Zylinderkopfbearbeitung von Hand und lege größten Wert auf Sorgfalt und Qualität meiner Arbeit.
Was habe ich genau gemacht?
- Zylinderköpfe zerlegen
- Brennraumbearbeitung
- Einlass- und Auslasskanäle bearbeiten
- Ventilsitzwinkel fräsen
- Ventilsitzwinkelkorrektur
- Ventilsitzwinkel schneiden
- Zylinderköpfe montieren
Anschließend habe ich den Zylinderkopf wieder zusammengebaut und es gab neue Ventilfedern (siehe Bild 3).
Motor einstellen, Steuerzeiten einstellen
Beim Einstellen des Ventilspiels ist es wichtig, verschiedene Dinge zu beachten. Je nachdem, für welchen Einsatzzweck (Rennstrecke vs. Straße) das Motorrad aufgebaut wird, müssen die Einstellungen angepasst werden. Die Anpassungen an Einsatzzweck und Fahrer sind sehr individuell.
Nockenwellen eingraden: KIT Nockenwellen liefen vorher mit Original-Steuerzeiten und wurden jetzt neu eingestellt. Um die Nockenwellen für den jeweiligen Einsatzzweck ideal anzupassen, werden sie justiert.
Die Nockenwellen werden von der Kurbelwelle angetrieben und betätigen die Ventile. Hier geht es darum, dass die Ein- und Auslassventile des Motors zur richtigen Zeit öffnen und schließen. Öffnen sie weiter und länger, ermöglichen sie eine bessere Füllung der Zylinder bei hohen Drehzahlen. Nockenwellen eingraden ist daher ein weiterer wichtiger Schritt beim Motorrad Tuning.
Steuerzeiten einstellen: Zum Einstellen der Steuerzeiten braucht man eine Messuhr und eine Gradscheibe (s. Bilder). Diese Einstellungen sind elementar, denn falsch eingestellte Steuerzeiten können zu Motorschäden führen. Es ist wichtig, die Steuerzeiten so scharf wie möglich einzustellen: Auch der Abstand zwischen Kolben und Ventil im OT / in der Nähe des OT muss berücksichtigt werden (OT = oberer Totpunkt, engl. TDC).
Geduld und Aufwand, einen Motor ideal einzustellen, lohnen sich also. Denn ein Motor kann „unten raus“ ober „oben raus“ mehr Leistung haben und braucht je nach Einsatzzweck unterschiedliche Einstellungen.
Motor einfahren / Prüfstand
Der getunte Motor wurde dann an der Rennstrecke eingefahren. Selbstverständlich nach Einweisung, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Motormapping per Datarecording: Abgestimmt wurde der Motor über die Kit-ECU (Kit-Steuergerät). Die Kawasaki ECU ist eine programmierbare Steuerelektronik für den Rennstreckeneinsatz, mit der verschiedene Einstellungen möglich sind:
- Drehzahlanhebung
- Mapping für:
- Traktionkontrolle
- Einspritzung
- Zündung
- Motorbremse
- Quickshifter / Schaltautomat
Danach ging’s auf den Prüfstand. Und die Leistungsdiagramme dazu zeigen, dass sich die Arbeit definitiv gelohnt hat.
Zusammenfassung Motorrad Tuning Kawasaki ZX-10R
Zur Erinnerung: Die Ausgangslage sah so aus:
- Termignoni-Komplettanlage, KIT Steuergerät abgestimmt
- BMC Race Luftfilter
- KIT Nockenwellen auf Standard eingestellt
Was habe ich gemacht?
- Zylinderkopfbearbeitung
- Kurbelwelle fein gewuchtet
- Ventilspiel einstellen
- Nockenwellen eingraden
- Steuerzeiten einstellen
Auf dem Leistungsdiagramm siehst du die Messung bei 11.000 Umdrehungen. Vor dem Motorrad Tuning hatten wir 168 PS, 108 Nm, jetzt haben wir bei gleicher Drehzahl 183 PS.
Das bedeutet: Was wir vorher (fast) in der Topleistung (bei 13.000 Umdrehungen) hatten, haben wir jetzt bei 11.000.
